Dein Weg zum Führerschein Klasse A1: Alles, was du wissen musst
Träumst du davon, auf zwei Rädern die Welt zu erkunden, unabhängig von öffentlichen Verkehrsmitteln oder den Fahrplänen anderer? Vielleicht bist du 16 Jahre alt und suchst nach deiner ersten großen Freiheit, oder du möchtest einfach das Gefühl des Motorradfahrens erleben, bevor du dich größeren Maschinen widmest. Dann ist der Führerschein der Klasse A1, oft auch „125er Führerschein“ genannt, genau der richtige Startpunkt für dich.
Dieser Artikel führt dich Schritt für Schritt durch alles, was du über den A1-Führerschein in Deutschland wissen musst – von den Voraussetzungen über die Ausbildung und die Kosten bis hin zu den Prüfungen. Mach dich bereit, in die Welt der Leichtkrafträder einzutauchen!
Was genau ist der Führerschein Klasse A1?
Der Führerschein der Klasse A1 ist eine Fahrerlaubnis, die es dir ermöglicht, bestimmte Krafträder zu fahren. Er ist in Deutschland ein beliebter Einstieg in die Welt der motorisierten Zweiräder und kann bereits in jungen Jahren erworben werden.
Mit einem A1-Führerschein darfst du folgende Fahrzeuge führen:
Fahrzeugkategorie | Beschreibung | Maximaler Hubraum | Maximale Leistung | Leistung/Masse-Verhältnis | Mindestalter |
---|---|---|---|---|---|
Leichtkrafträder | Zweirädrige Krafträder mit oder ohne Beiwagen | 125 cm³ | 11 kW (15 PS) | Maximal 0,1 kW/kg | 16 Jahre |
Dreirädrige Kfz | Dreirädrige Kraftfahrzeuge | (keine Begrenzung) | 15 kW | – | 16 Jahre |
Kraftroller | Roller, die die Kriterien für Leichtkrafträder erfüllen (siehe oben) | 125 cm³ | 11 kW | Maximal 0,1 kW/kg | 16 Jahre |
Fahrzeuge der Klasse AM | Leichte zweirädrige Motorroller, Mofas, Fahrräder mit Hilfsmotor, leichte vierrädrige Quads und Trikes | Bis 50 cm³ | Bis 4 kW | Bei Quads/Trikes bis 45 km/h Höchstgeschwindigkeit | 15 Jahre |
Es ist wichtig zu wissen, dass die früher geltende Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 km/h für Fahrer unter 18 Jahren mit einem A1-Führerschein nicht mehr existiert (bei der Fahrerlaubnis – es gibt weiterhin Fahrzeugtypen, die bauartbedingt auf 80 km/h begrenzt sind, z.B. bestimmte Leichtkrafträder der Unterkategorie L3e-A1, aber diese Begrenzung hängt nicht mehr vom Alter des Fahrers ab). Du darfst also auch als Minderjähriger die volle Geschwindigkeit deines Fahrzeugs ausnutzen, sofern es die zulässigen Spezifikationen der Klasse A1 erfüllt.
Warum solltest du den A1-Führerschein machen?
Es gibt viele gute Gründe, sich für den A1-Führerschein zu entscheiden:
- Unabhängigkeit und Flexibilität: Mit einem A1-Führerschein bist du nicht mehr auf Eltern, Freunde oder öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Du kannst selbst entscheiden, wann und wohin du fährst – sei es zur Schule, zur Arbeit, zum Sport oder einfach nur, um Freunde zu besuchen.
- Erste Fahrerfahrung sammeln: Der A1-Führerschein bietet dir eine hervorragende Möglichkeit, erste Erfahrungen im Straßenverkehr auf einem motorisierten Zweirad zu sammeln. Du lernst das Handling eines Motorrads, das richtige Verhalten im Verkehr, vorausschauendes Fahren und das Einschätzen von Gefahren – alles wertvolle Fähigkeiten, die dir auch bei einer späteren Erweiterung auf größere Klassen (A2, A) zugutekommen.
- Kostengünstige Mobilität: 125er Motorräder und Roller sind in der Regel sparsam im Verbrauch, haben geringere Versicherungskosten und sind oft günstiger in der Anschaffung und Wartung als Autos.
- Spaß am Fahren: Viele Menschen empfinden das Fahren eines Motorrads als ein besonderes Gefühl von Freiheit und Freude. Mit einem A1-Führerschein kannst du dieses Gefühl legal und sicher erleben.
- Vorbereitung auf höhere Klassen: Die Ausbildung und Prüfung für den A1-Führerschein legen die Grundlage für spätere Motorradführerscheine. Die praktische Ausbildung auf einer 125er macht den Umstieg auf eine A2 oder A Maschine einfacher.
Welche Voraussetzungen musst du erfüllen?
Bevor du mit der Ausbildung beginnst, gibt es einige Voraussetzungen, die du erfüllen und einige Dokumente, die du beantragen musst:
- Mindestalter: Du musst mindestens 16 Jahre alt sein. Mit der Ausbildung kannst du oft schon einige Monate vor deinem 16. Geburtstag beginnen (in der Regel 6 Monate vorher für die Theorie, 3 Monate vorher für die Praxis).
- Antrag bei der Führerscheinstelle: Du musst einen Antrag auf Erteilung der Fahrerlaubnis bei der zuständigen Führerscheinstelle deines Wohnortes stellen. Diesen Antrag reicht in der Regel deine Fahrschule für dich ein.
- Sehtest: Du benötigst einen amtlich anerkannten Sehtest, der nicht älter als zwei Jahre ist. Diesen kannst du bei vielen Optikern oder Augenärzten machen.
- Nachweis über die Schulung in Erster Hilfe: Du musst an einem Kurs “Erste Hilfe” (oft auch “Lebensrettende Sofortmaßnahmen” genannt) teilnehmen, der die Grundlagen der Versorgung von Unfallopfern vermittelt. Diese Kurse werden von Organisationen wie ASB, DRK, Johanniter-Unfall-Hilfe oder Malteser angeboten.
- Biometrisches Passfoto: Ein aktuelles biometrisches Passfoto wird für deinen zukünftigen Führerschein benötigt.
Wie läuft die Ausbildung ab?
Die Ausbildung zum A1-Führerschein teilt sich in zwei Hauptbereiche: die Theorie und die Praxis.
- Theoretische Ausbildung: Die theoretische Ausbildung findet in der Fahrschule statt und bereitet dich auf den theoretischen Teil der Prüfung vor. Du lernst die wichtigsten Verkehrsregeln, Schilder und das richtige Verhalten in verschiedenen Verkehrssituationen.Die Anzahl der vorgeschriebenen Unterrichtseinheiten hängt davon ab, ob dies dein erster Führerschein ist oder du bereits einen anderen (z.B. Klasse AM oder B) besitzt.
- Ersterwerb (keine oder nur Klasse AM): Du musst am Grundstoff (allgemeine Themen für alle Klassen) und am Spezialstoff (spezielle Themen für Motorräder) teilnehmen.
- Grundstoff: 12 Doppelstunden (à 90 Minuten)
- Spezialstoff (Klasse A1): 4 Doppelstunden (à 90 Minuten)
- Gesamt: 16 Doppelstunden
- Erweiterung (z.B. von Klasse B): Wenn du bereits einen anderen Führerschein besitzt (außer AM), reduziert sich der Grundstoff.
- Grundstoff: 6 Doppelstunden (à 90 Minuten)
- Spezialstoff (Klasse A1): 4 Doppelstunden (à 90 Minuten)
- Gesamt: 10 Doppelstunden
- Ersterwerb (keine oder nur Klasse AM): Du musst am Grundstoff (allgemeine Themen für alle Klassen) und am Spezialstoff (spezielle Themen für Motorräder) teilnehmen.
- Praktische Ausbildung: Die praktische Ausbildung findet auf dem Motorrad statt und bereitet dich auf den praktischen Teil der Prüfung vor. Sie umfasst Übungsfahrten, in denen du die Grundkenntnisse des Motorradfahrens lernst, sowie die sogenannten “Sonderfahrten”.Für die Grundausbildung gibt es keine gesetzlich vorgeschriebene Mindestanzahl von Stunden. Wie viele Übungsstunden du benötigst, hängt von deinem Talent, deiner Vorerfahrung und deinem Lernfortschritt ab. Dein Fahrlehrer wird dich auf die Prüfung vorbereiten und dir sagen, wann du bereit bist.Die Sonderfahrten (Pflichtstunden) haben eine feste Anzahl:
- Autobahnfahrten: 4 Fahrstunden (à 45 Minuten)
- Überlandfahrten (außerhalb geschlossener Ortschaften): 5 Fahrstunden (à 45 Minuten)
- Nachtfahrten (oder Fahrten bei Dämmerung): 3 Fahrstunden (à 45 Minuten)
- Gesamt: 12 Fahrstunden
Die Prüfungen
Nachdem du die theoretische und praktische Ausbildung abgeschlossen hast und dein Fahrlehrer dich für prüfungsreif hält, stehen die beiden Prüfungen an.
- Theoretische Prüfung:
- Die theoretische Prüfung legst du bei einer amtlich anerkannten Prüfstelle (TÜV oder DEKRA) ab.
- Sie findet in der Regel am Computer statt und besteht aus Multiple-Choice-Fragen zu Verkehrsvorschriften und verkehrsrelevanten Themen.
- Die Fragen sind mit Fehlerpunkten bewertet. Für den Ersterwerb darfst du maximal 10 Fehlerpunkte haben, um zu bestehen. Bei zwei falsch beantworteten Fragen mit jeweils 5 Fehlerpunkten bist du durchgefallen. Wenn du bereits einen anderen Führerschein hast (Erweiterung), darfst du maximal 6 Fehlerpunkte haben.
- Nach bestandener Theorieprüfung hast du 12 Monate Zeit, die praktische Prüfung abzulegen.
- Praktische Prüfung:
- Die praktische Prüfung legst du ebenfalls bei TÜV oder DEKRA ab, zusammen mit deinem Fahrlehrer und einem Prüfer.
- Sie dauert für die Klasse A1 in der Regel 45 Minuten.
- Die Prüfung beginnt oft mit einer Sicherheitskontrolle am Fahrzeug (z.B. Prüfen der Reifen, Bremsen, Beleuchtung).
- Dann folgen die Grundfahraufgaben auf einem Übungsplatz oder in einem verkehrsarmen Gebiet.
- Der Hauptteil der Prüfung findet im realen Straßenverkehr statt, wo du zeigst, dass du das Fahrzeug sicher und beherrscht führen kannst, die Verkehrsregeln beachtest, vorausschauend fährst und Gefahrensituationen richtig einschätzt.
- Wenn du bestehst, erhältst du direkt nach der Prüfung eine vorläufige Fahrerlaubnis, und der richtige Führerschein wird dir zugeschickt.
Was kostet der A1-Führerschein?
Die Kosten für den A1-Führerschein können stark variieren, je nach Region, Fahrschule und vor allem, wie viele praktische Fahrstunden du benötigst. Hier ist eine ungefähre Auflistung der möglichen Kostenpunkte:
Kostenpunkt | Beschreibung | Ungefähre Kosten (Bereich) |
---|---|---|
Anmeldegebühr Fahrschule | Pauschale Gebühr für die Anmeldung, Lernmaterialien, Theorieunterricht | 150 € – 400 € |
Theoriestunden | Kosten pro Doppelstunde (oft in der Anmeldegebühr enthalten, manchmal extra) | 0 € – 30 € pro Stunde |
Übungsfahrstunden (Grundlagen) | Kosten pro 45-Minuten-Einheit für normale Fahrpraxis (Anzahl stark variabel!) | 40 € – 70 € pro Stunde |
Sonderfahrstunden (Pflicht) | Kosten pro 45-Minuten-Einheit für Autobahn-, Überland- und Nachtfahrten (12 Std.) | 50 € – 80 € pro Stunde |
Vorstellung zur Theorieprüfung | Gebühr der Fahrschule für die Organisation und Begleitung zur Theorieprüfung | 50 € – 100 € |
Vorstellung zur Prakt. Prüfung | Gebühr der Fahrschule für die Organisation, Begleitung und Bereitstellung des Bikes | 150 € – 300 € |
Gebühr Theorieprüfung (TÜV/DEKRA) | Amtliche Gebühr für die Durchführung der Theorieprüfung | ca. 23 € |
Gebühr Prakt. Prüfung (TÜV/DEKRA) | Amtliche Gebühr für die Durchführung der Praktischen Prüfung | ca. 100 € – 130 € |
Amtliche Gebühren | Kosten bei der Führerscheinstelle für den Antrag und die Ausstellung des FS | 40 € – 70 € |
Sehtest | Kosten für den amtlichen Sehtest | 6 € – 10 € |
Erste-Hilfe-Kurs | Kosten für den Kurs Lebensrettende Sofortmaßnahmen | 20 € – 60 € |
Biometrisches Passfoto | Kosten für das Foto | 5 € – 20 € |
Lernmaterialien | Apps, Bücher, Online-Zugänge (oft in Anmeldegebühr, manchmal extra) | 50 € – 150 € |
Gesamtkosten (geschätzt) | Basierend auf 10-15 Grundstunden plus Pflichtstunden | zwischen 1.000 € und 2.000 € oder mehr |
Diese Tabelle gibt dir einen Überblick. Die tatsächlichen Kosten hängen stark davon ab, wie schnell du lernst und wie viele Übungsstunden (neben den Pflichtstunden) du benötigst. Plane im Zweifelsfall eher etwas mehr Budget ein.
Nach der bestandenen Prüfung: Die Probezeit
Wenn du deinen ersten Führerschein (egal welcher Klasse) erwirbst, beginnt mit der Aushändigung eine zweijährige Probezeit. Dies gilt auch, wenn der A1-Führerschein dein erster ist.
Während der Probezeit gelten strengere Regeln. Bei bestimmten Verkehrsverstößen, die als “A-Verstöße” (schwerwiegend, z.B. deutliche Geschwindigkeitsüberschreitung, Rotlichtverstoß) oder “B-Verstöße” (weniger schwerwiegend, z.B. ungesicherte Ladung) eingestuft werden, drohen Konsequenzen:
- Erster A-Verstoß / Zwei B-Verstöße: Anordnung zur Teilnahme an einem Aufbauseminar (kostet extra) und Verlängerung der Probezeit um weitere zwei Jahre.
- Weitere Verstöße: Verwarnungen, Seminar über das Fahrverhalten, im schlimmsten Fall Entzug der Fahrerlaubnis.
Fahre also besonders vorsichtig und regelkonform in deiner Probezeit!
Vor- und Nachteile des A1-Führerscheins im Überblick
Hier sind die wichtigsten Punkte zusammengefasst:
Vorteile:
- Früher Einstieg in die individuelle Mobilität (ab 16).
- Sammeln wichtiger Fahrerfahrung auf zwei Rädern.
- Grundlage und Erleichterung für spätere Motorradklassen.
- Geringere Kosten (Anschaffung, Versicherung, Verbrauch) im Vergleich zu größeren Motorrädern oder Autos.
- Ermöglicht das Fahren von 125ccm Motorrädern und Rollern bis 11 kW sowie Dreirädern bis 15 kW.
- Beinhaltet die Klasse AM (Mofa, Roller bis 50ccm).
Nachteile:
- Begrenzung auf maximal 125 ccm und 11 kW Leistung.
- Kosten können je nach individuellem Lernfortschritt variieren und sind nicht unerheblich.
- Erfordert separate theoretische und praktische Ausbildung und Prüfung.
- Fahrzeuge der A1-Klasse sind für längere Fahrten oder Autobahnfahrten mit hohem Tempo weniger geeignet als größere Motorräder.
Der A1-Führerschein im Kontext der Motorradklassen
Der A1-Führerschein ist der erste Schritt auf der “Motorrad-Karriereleiter”. Die weiteren Stufen sind:
- Klasse A2: Ab 18 Jahren. Erlaubt das Fahren von Motorrädern mit einer Leistung von bis zu 35 kW (48 PS) und einem Leistung/Masse-Verhältnis von maximal 0,2 kW/kg. Wenn du bereits zwei Jahre im Besitz der Klasse A1 bist, kannst du die Klasse A2 durch eine praktische Prüfung erwerben (ohne Theorieprüfung und ohne Pflichtstunden).
- Klasse A: Direkter Erwerb ab 24 Jahren (Stufenweiser Erwerb ab 20 Jahren nach zwei Jahren A2). Erlaubt das Fahren aller Motorräder ohne Leistungsbeschränkung. Wenn du bereits zwei Jahre im Besitz der Klasse A2 bist, kannst du die Klasse A durch eine praktische Prüfung erwerben (ohne Theorieprüfung und ohne Pflichtstunden).
Der A1-Führerschein ist also eine ausgezeichnete Vorbereitung, wenn du später auf größere Maschinen umsteigen möchtest.
Deine nächsten Schritte
Wenn du dich entschieden hast, den A1-Führerschein zu machen, sind das deine nächsten Schritte:
- Informiere dich: Vergleiche verschiedene Fahrschulen in deiner Nähe. Achte auf die Preise, die Qualität der Ausbildung, die Fahrzeuge, die Öffnungszeiten und die Erfahrungen anderer Schüler.
- Anmelden: Wähle eine Fahrschule und melde dich dort an.
- Dokumente vorbereiten: Vereinbare Termine für den Sehtest und den Erste-Hilfe-Kurs. Mache ein biometrisches Passfoto.
- Antrag stellen: Reiche mit Hilfe deiner Fahrschule den Antrag bei der Führerscheinstelle ein. 5